
Wie du mit Kund:innen umgehst, die ständig „nur noch eine kleine Änderung“ wollen
Der Text steht. Die Überschrift sitzt. Die Datei heißt endlich „Final“. Du klickst auf Senden und atmest durch. Doch keine zehn Minuten später ploppt sie auf – die berüchtigte Rückmeldung: „Super geworden! Könnten wir nur noch diese eine Kleinigkeit ändern?“ Aus einer Änderung werden drei, aus drei werden sieben, und plötzlich bastelst du an Version Nummer zehn von einem Text, der eigentlich längst abgenommen war.
Egal ob du als Texter:in, Designer:in oder andere:r Kreative:r arbeitest – solche Situationen kennst du garantiert. Korrekturen gehören zum Job. Aber wenn sich jede „letzte“ Änderung als Auftakt für eine neue Runde entpuppt, brauchst du mehr als nur Geduld. Du brauchst eine Strategie – eine, die deinen Zeitplan schützt, ohne die Beziehung zum Kunden zu gefährden.
Klare Rahmenbedingungen – am besten noch vor dem ersten Satz
Der beste Zeitpunkt, um Korrekturexzesse zu vermeiden, ist: ganz am Anfang. Noch bevor du in die Tasten haust, sollten im Angebot oder Vertrag klare Regeln stehen – zum Beispiel: „Zwei Korrekturrunden sind im Preis enthalten, weitere gegen Aufpreis.“ Drei Runden gelten oft als fair. Alles darüber hinaus sollte extra berechnet werden – und zwar transparent und frühzeitig.
Am besten nicht nur ins PDF schreiben, sondern aktiv ansprechen: „In der Regel reichen zwei Runden, um den Text auf den Punkt zu bringen – das ist mein Standard.“ Wenn Kund:innen von Anfang an wissen, wie der Ablauf aussieht, kommen Nachforderungen später seltener.
Die eigentlichen Gründe für ständige Änderungen verstehen
Manchmal geht es bei „nur noch einer kleinen Änderung“ gar nicht um den Text. Sondern um Unsicherheit, Entscheidungschaos oder interne Abstimmungen. Vielleicht will dein:e Ansprechpartner:in mehrere Kolleg:innen zufriedenstellen. Oder sie trauen sich nicht, „ja“ zu sagen, wenn sich der Text etwas mutiger anfühlt.
Fragen hilft. Ohne Vorwurf. „Passen wir noch zur ursprünglichen Zielsetzung?“ oder „Gab es neue Rückmeldungen von interner Seite?“ – solche Fragen bringen oft Klarheit. Denn nur wenn du weißt, was eigentlich hakt, kannst du gezielter reagieren – und besser liefern.
Korrekturen als Zusammenarbeit sehen – nicht als Mangel
Natürlich fühlt es sich manchmal so an, als würde jemand deine Arbeit auseinanderpflücken. Aber genau das ist gefährlich: Wenn du in die Verteidigung gehst, wird alles zäh. Versuch’s lieber anders: Sieh die Änderungswünsche als Zeichen dafür, dass dein:e Kund:in involviert ist.
Das heißt nicht, allem zuzustimmen. Sondern: offen bleiben, Rückmeldungen konstruktiv einordnen, aber auch Rückfragen stellen. Zum Beispiel: „Spiegelt diese Formulierung noch den Ton wider, den wir am Anfang festgelegt hatten?“ oder „Sollen wir beide Varianten nebeneinander stellen und vergleichen?“ So zeigst du Bereitschaft – ohne dich unter Wert zu verkaufen.
Grenzen setzen – aber mit Stil
Manchmal kippt das Ganze. Dann wird aus konstruktiver Feinarbeit ein Verbiegen des Textes in alle Richtungen – und du merkst: Das verbessert nichts mehr. In solchen Fällen darfst (und solltest!) du Grenzen setzen. Aber bitte nicht mit der Holzhammer-Methode. Statt „Das ist jetzt die letzte Version!“ lieber: „Mir fällt auf, dass wir uns zunehmend vom ursprünglichen Konzept entfernen. Macht es Sinn, kurz gemeinsam zu reflektieren, ob die Zielrichtung noch passt?“
Viele merken gar nicht, dass sie übers Ziel hinausschießen. Ein freundlicher Hinweis reicht oft schon, um die Schleife zu durchbrechen.
Feedback besser strukturieren
Was vielen Projekten fehlt, ist Ordnung im Feedback. Wenn Änderungswünsche in fünf einzelnen Mails, über WhatsApp und nebenbei am Telefon kommen, entsteht Chaos. Bitte darum, alle Rückmeldungen gesammelt zu schicken – am besten in einem Dokument oder in einem einzigen Mail-Thread.
Noch besser: Hilf mit Struktur nach. Stell Fragen wie „Ist die Tonalität stimmig?“, „Ist der CTA klar genug?“ oder „Gibt es Textstellen, die noch unklar sind?“ So denken Kund:innen automatisch gezielter mit – und sparen dir unnötige Schleifen.
Die Grenze zum Nachberechnen kennen
Nicht jeder Auftrag lohnt sich, wenn er nie endet. Wenn du merkst, dass ein Projekt ausufert, ist es absolut legitim zu sagen: „Gerne übernehme ich weitere Anpassungen zu meinem Stundensatz“ oder „Die inkludierten Korrekturrunden sind abgeschlossen – ich sende dir gern ein Angebot für weitere Änderungen.“
Der Ton macht die Musik. Bleib sachlich. Du „bestrafst“ niemanden – du hältst dich einfach an die Absprachen. Und oft führt genau dieser Moment dazu, dass die berühmte „letzte kleine Änderung“ plötzlich gar nicht mehr so dringend wirkt.
Dein Kalender ist genauso wertvoll wie dein Text
Korrekturen sind Teil des Spiels – endlose Schleifen sind es nicht. Wer deinen Text bucht, bucht auch deinen Rhythmus, deine Professionalität, deine Prozesse. Grenzen sind keine Unhöflichkeit – sie sind Qualitätsmanagement. Je klarer du auftrittst, desto mehr Respekt bekommst du.
Und das nächste Mal, wenn jemand schreibt „nur noch eine kleine Änderung“ – wirst du souverän reagieren können. Ohne Stress, ohne Groll, ohne Drama.
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