
Was macht Webtexte „scanbar“
Mal ehrlich: Die wenigsten Leute lesen eine Website von oben bis unten. Die scrollen. Die überfliegen. Die picken sich raus, was sofort ins Auge fällt, was nützlich wirkt, was leicht zu erfassen ist. Und wenn dein Text das nicht bietet? Zack, sind sie weg. Ein „scanbarer“ Text heißt nicht, dass der Inhalt flach oder banal ist. Er ist einfach nur geschrieben wie Menschen lesen – und nicht, wie Deutschlehrer Texte bauen. Du gibst den Lesenden Haltepunkte, Orientierung, Pausen zum Durchatmen. Wenn du je auf einer Seite warst und bei einem Riesen-Absatz direkt gedacht hast „Och nö, kein Bock“, dann weißt du ganz genau, wovon hier die Rede ist. Es geht nicht um Deko – sondern darum, verständlich zu sein, ohne dabei anstrengend zu wirken.
Warum scanbarer Text so gut funktioniert
Online lesen ist nicht wie ein gutes Buch auf dem Sofa. Man ist oft müde, abgelenkt oder im Multitasking-Modus. Der Blick springt. Die Aufmerksamkeit ist ein scheues Reh. Was macht man also? Man scannt. Man sucht nach Sinn. Webbesucher:innen benehmen sich wie Speed-Dater. Du hast ein paar Sekunden, um zu zeigen, ob dein Inhalt etwas taugt. Wenn er wie ein Block wirkt – raus, nächster.
Ein scanbarer Text ist wie Geländer für die Augen. Er lässt die Lesenden andocken, kurz überfliegen, den groben Sinn greifen – und dann entscheiden, ob es sich lohnt, weiterzulesen. Du servierst nicht alles auf dem Silbertablett, aber du stellst es halt auch nicht ganz hinten ins Regal.
Kurze Absätze (ja, wirklich kurz)
Keiner will sich durch eine Bleiwüste kämpfen. Kurze Absätze sind wie kleine Verschnaufpausen. Zwei, drei Zeilen – perfekt. Alles drüber fühlt sich an wie ein Stück Schwarzbrot ohne Wasser. Hier geht’s nicht um Grammatik oder Stilregeln, sondern um Lesetempo. Online-Lesen hat seinen eigenen Rhythmus – eher wie ein lockerer Beat als ein klassisches Klavierstück. Gib deinem Text diesen Takt.
Zwischenüberschriften mit Aussagekraft
Zwischenüberschriften sind keine Zierleisten. Sie sind Wegweiser. Und wer einen Wegweiser aufstellt, schreibt auch nicht „Einleitung“ oder „Fazit“. Man schreibt: „Was du hier lernst“ oder „Worauf du achten solltest“. Die Leser:innen wollen sich das rauspicken, was sie wirklich brauchen. Und sie wollen’s schnell finden. Also: Sag mit deiner Überschrift, worum’s gleich geht – nicht, was du für ein Kapitel hältst.
Aufzählungen machen’s leichter
Aufzählungen sind Gold wert. Keine langen Sätze, keine Schachtelgrammatik – einfach Stichpunkte, die man locker weglesen kann. Egal ob drei Gründe, fünf Schritte oder sieben Dinge, die man vermeiden sollte – unsere Köpfe lieben Listen. Sie sind leicht verdaulich, bleiben hängen und sehen gut aus. Wie ein Einkaufszettel für den Kopf.
Wichtige Wörter fett? Ja, bitte
Online-Leser:innen lesen nicht Wort für Wort – sie jagen nach Signalen. Und fettgedruckte Wörter sagen klar: Hier steckt was Wichtiges. Das ist wie das freundliche Schultertippen in einem vollen Raum: „Schau mal hier.“ Aber bitte nicht übertreiben. Wenn alles fett ist, ist am Ende gar nichts mehr auffällig. Dann wirkt’s wie Schreien in Großbuchstaben.
Weißraum ist kein verschenkter Platz
Einer der größten Fehler in Webtexten: Zu viel auf einmal. Wenn Absätze zusammenkleben wie alte Kaugummis, wird’s schnell unangenehm. Weißraum – also Platz zwischen Textblöcken – ist kein Luxus, sondern wie frische Luft. Er macht Inhalte übersichtlicher, lässt den Blick wandern, gibt dem Kopf eine Pause. So wie der leere Platz am Küchentisch, wenn man mal tief durchatmen will.
Warum das wirklich was bringt
Das hier ist kein Design-Spielchen. Es geht um echtes Verhalten. Um die Frage: Wie ticken Menschen, wenn sie durchs Netz surfen?
Scanbare Texte sorgen dafür, dass:
- Besucher:innen länger auf der Seite bleiben,
- schneller finden, was sie suchen,
- und eher klicken, kaufen, abonnieren – oder teilen.
Es braucht keine Animationen oder blinkende Banner. Nur Texte, die sich nicht wie Arbeit anfühlen.
Einfach schreiben heißt nicht simpel denken
Ein häufiger Irrglaube: Wer leicht verständlich schreibt, hat nichts zu sagen. Bullshit. Du kannst kluge Gedanken haben und sie trotzdem locker rüberbringen. Es ist wie der Unterschied zwischen einem Professor mit PowerPoint und jemandem, der dir beim Feierabendbier was erklärt. Gleiche Idee – nur ganz anders erzählt. Klartext kommt eben besser an. Vor allem, wenn man ihn nicht im Fachchinesisch versteckt.
Zum Schluss: Schreib für Menschen, nicht für Maschinen
Dein Publikum ist müde. Ablenkbar. Hat tausend Tabs offen und denkt gleichzeitig an den Einkauf, den Hund und die Steuererklärung. Wenn dein Text schwer wirkt, ist er raus – egal wie genial der Inhalt ist. Mach’s den Leuten leicht. Nicht banal, sondern zugänglich. Nicht flach, sondern leserfreundlich. Schreib so, dass man beim Lesen denkt: „Ja, das versteh ich. Und das will ich auch lesen.“
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